Triptychon: Die Frau im Krieg
Sehr bald fühlt Federico von Rieger, dass er keinen Bezug zum damals an der Akademie gelehrten Postimpressionismus hatte.
Er suchte sich seine Lehrer in der Alten
Pinakothek, jene der deutschen Renaissance, wie Albrecht Dürer, Cranach und andere. Er studierte die Geheimnisse der alten Meister mit ihrer höchst ausgereiften Maltechnik, um den heutigen Menschen mit deren Technik im Bild darstellen zu können. Dies war der Traum der ihn beflügelte, mit seiner Zielstrebigkeit die Mittel zu beherrschen, außer einem perfekten Techniker ein Künstler zu sein, eine seltene Verbindung, vielleicht eine einmalige, wie
Pietro Annigoni Jahre später bestätigte. Seiner Intuition folgend, bereicherte er mit dem Kopieren von Bildern alter Meister und dem Naturstudium seinen Fundus an praktischen Erfahrungen.
Eines Tages, während Studien an einem Werk von Dürer, wurde er von Prof.
Max Doerner, der große Lehrer/Forscher dieser alten Techniken beobachtet und wurde wenig später dessen Meisterschüler. Vier Jahre später gewann er 1932 den 1. Preis im jährlichen Akademiewettbewerb. Er erhielt daraufhin die Zulassung Schüler auszubilden.
1933 ging er auf Anraten Max
Doerners das erste Mal nach Italien wo, auf einer Zugfahrt, das glückliche Zusammentreffen mit dem damals schon bekannten Schriftsteller
Giuseppe Boglione aus
Bra zu stande kam. Dieser eröffnete ihm neue Horizonte der künstlerischen Welt und verhalf ihm die großen italienischen Meister aus dem 16. Jahrhundert zu erschließen. Aus diesem Treffen sollte eine lebenslange Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit hervorgehen.
Unter den Erfahrungen des deutsch-italienischen Faschismus und der sich abzeichnenden Grauen des 2. Weltkrieges entstehen in den Arbeiten Riegers eigene Themenbereiche. Dabei fällt die große Nähe zum italienischen neorealistischen Film auf.
Besonders wenn hier im Schaffen Riegers die Zeit bis Ende der 30er Jahre gegenübergestellt wird tritt eine deutliche Änderung in der Auswahl der Themen ein. Die Beschäftigung mit dem Leid des einzelnen Menschen, der Verlierer und der Ausgegrenzten (Frauen, Bettler, gefallener Soldaten und Geisteskranker) stehen im Mittelpunkt. Das erfuhr einen Höhepunkt in seinem Antikriegsbilderzyklus der noch heute in Rovereto ausgestellt wird, sowie den Studien zu Geisteskranken wie etwa "Don Quichotte" und "der Graf und der Fürst"...
Im Unterschied zu den Filmen dieser Zeit, ist der noch stark vorhandene Pathos in der Mimik und Gestik der Figuren festzustellen, die Einflüsse der italienischen Renaissance erkennen lassen. Die Nähe zur Schauspielkunst findet seinen Ausdruck in den Studien zu der Schauspielerin Eleonora Duse, die allein nach Beschreibungen Giuseppe Bogliones zu Stande kamen.
Neben den programmatischen Arbeiten die vor allem mit Guiseppe Boglione gemeinsam verwirklicht wurden, war ein ganz wesentlicher Schwerpunkt und die große Begabung Riegers das menschliche Portrait mit seiner komplexen Aussagekraft, das häufig die Lebensgrundlage sicherte. Dazu gehören unter vielen anderen das Portrait von Konrad Graf von Preising, Papst Pius XI. und König Hussein von Jordanien.